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Klausimaus

Eine wahre Geschichte

·316 Wörter·Als PDF lesen

Klaus und René leben seit 35 (Mäuse-)Jahren zusammen. Klaus ist eigentlich eine Ratte, kommt aber ziemlich zierlich rüber. Viele denken, er sei eigentlich eine Maus. René hingegen ist tatsächlich eine Maus. Und das geht? Das geht. Sie verstehen sich ziemlich gut. René jammert den ganzen Tag in seinen Mausebart über vermeintliche Schmerzen. Klaus weiß, dass seine hinwendungsvolle Pflege und sein treusames Betreuen René froh machen. Und Klaus macht das Sich-Hingeben froh. Sie sind ein Traumpaar.

Letztens haben sie mal wieder Karlos besucht, Klaus‘ Bruder. Es gab Gulasch mit Spaghetti. Der Rotkohl war auch lecker. Jedes Mal ist René beleidigt, weil er Vegetarier ist. Aber das macht nichts. Sie lieben sich trotzdem alle. Theresa macht einen Witz, und alles ist wieder gut. Diesmal war ein seltsamer Hund dabei, Romeo, beim Essen. Er ist ganz haarig und wuschelig, und sah eigentlich ganz sexy aus, fand Klaus. Hat er aber nicht gesagt.

Klauses Matraze bedeckt das ganze untere Ende des Abflussrohrs. Dort liegen sie oft im freien, René und er, und lesen sich aus der verlorenen Zeit vor. René auf Französisch, Klaus auf Deutsch. Sie lesen parallel beide Ausgaben. Ihre Ratten- und Mausschwänze umschlingen sich dabei, und beide kriegen ASMR. „Klausimaus“, sagt irgendwann René, und sie maulküssen sich, und sie schlafen ein, unterm Straßenlampenhimmel.

Zur Zeit ist Klaus ein bisschen besorgt wegen seiner Arbeit. Sie ist nicht mehr so sicher. Als Deutschlehrer hat er immer weniger Rattenschüler. Die wollen alle eher in die Mathematik gehen. Auch die Mäuse, die eigentlich gerne Deutsch studiert haben, belegen jetzt lieber zweisprachige Zweige anderer Fächer, als pures Deutsch zu lernen. Klaus macht das traurig. Auch die wenigen Schülerinnen, die noch zu ihm kommen, haben kein gutes Deutschniveau mehr, und sie machen nie ihre Hausaufgaben.

Und damit endet bereits die Geschichte, die noch gar nicht begonnen hat. Somit ist „Klausimaus“ eine Geschichte, die (noch) keine ist. Aber was nicht kann, kann ja noch pferden.