Karlos' kleines Abenteuer
Eine Gedichtprosa
In seinem dunklen, kühlen, großräumigen Kellerzimmer, inmitten von 11 000 prall gefüllten italienischen Weinflaschen, sitzt vor einer Kinoleinwand, in weißem Hemd: Karlos, die coole Ratte. Karlos schaut sich gerade zum 53. Mal Godards Le Mépris an, dabei ein Käsebrot genießend, und zoomt währenddessen mit Theresa, seiner Rattenfreundin, die ab und an durchs Handy durchgluckst, denn Karlos lebt allein. Plötzlich bewegt sich Karlos‘ Kinoleinwand 10 cm nach vorne, und schlangenartige Hände ohne Fingernägel mit kleinen rosa Gesichtern krakeln heraus, nähern sich Karlos immer mehr, werden immer länger und länger, greifen sich sein Handy, ziehen zu Karlos‘ großer Verwunderung Theresa heraus, die schreiend und quiekend am Schwanz hin und hergebaumelt wird, nehmen sich Karlos‘ Glatzkopf mitsamt Brechtbrille und ziehen ihn hinter die Kinoleinwand. Theresa setzen die Krakelhände auf Karlos‘ alten Psychologensessel, der noch aus seiner Zivi-Zeit stammt. Beängstigt starrt Theresa mit offenem Schreimund auf die Leinwand, und sieht, wie Karlos plötzlich anstelle von Fritz Lang in Le Mépris mitspielt. Karlos spielt ihn viel besser, findet Theresa, denn er braucht keine Pfeife, um klug auszusehen. Wie klug er ist! Denkt sie sich und quiekt. Dann hat sie wieder Angst um ihn. Nicht unbegründet: in der letzten Szene auf Kapri, bei den Dreharbeiten zu Odysseus auf der Dachterrasse, winkt Karlos ihr kurz zu und springt dann eine 72 m hohe Klippe hinab. Seitdem ward er nie wieder gesehen. Nur Theresa zoomt noch ab und an mit ihm, und lacht laut über seine Witze.
Schubert das Schaf
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verröckt
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Aus: Im Ernst? Anti-Jandl?
schließlich hat ers
selbst so gewollt
schließlich hätt es
sonst keiner getan
das hört sich an wie Prahlerei
und ist es auch