Zum Hauptinhalt springen

Schwangen

·309 Wörter·Als PDF lesen
Schwangen 
       verschwinden 
                 im Unglück 
         der Rivera

Doch was hast 
          was hast 
          was hasst 
          du 
davon 

Brummelbäre in Bonn 
oder: 

Theresa war eine weißblonde Spitzmaus, die es nicht mochte, wenn man sie beim Mittagsschlaf weckte. Sie schlief sehr gerne mittags, oder nachmittags. Oder auch am frühen Abend. Dabei träumte sie meistens von Schlangen, die sie folterten und fraßen, in Stücke rissen oder an ihrem Schwanz umherbaumelten und sich langsam um sie ringelten und erwürgten. Eigentlich war das ganz schrecklich, aber trotzdem wollte Theresa den Schlaf nicht missen. Es war ja auch im Grunde genommen nur ein Schläfchen. Ein ganz kleines. Es gehörte eigentlich zu ihrer Arbeit. Denn hohe Konzentration erfordert zwangsläufig Ruhepausen. Und je intensiver die Ruhepause, desto konzentrierter und produktiver wurde Theresa. Sie war eine Softwareentwicklerin. Sie hatte das Programm „Furzl“, ein sehr ausgeklügeltes Finanzabwicklungsprogramm, das jede Firma anwenden kann, mit ihrem Firmenpartner Björn entwickelt. Und verwickelt. und „gewickt“. Theresa hatte einen menschlichen Roboter zuhause, denn sie hatte eine riesige Einraumwohnung und es sammelte sich viel Dreck und Wäsche darin an, im Laufe der Zeit. Außerdem arbeitete Theresa von zuhause aus. Dann war sie nicht so alleine, mit dem Roboter. Bis kurz zuvor hatte sie noch einen Hund, aber Theresas Lebensabschnittsgefährte (Carlos) hatte ihn ertränkt, wegen des ganzen Durchfalls. Er hielt den Gestank nicht mehr aus. Theresa kaufte sich dann vor lauter Trauer den Roboter, den sie „Otto“ taufte. Die Taufzeremonie wurde vom Bistum Regensburg ausgerichtet, mit einer androiden Kerze und lauter Verwandten Theresas und des Roboters, und Carlos‘ Mutter (die über den Tod des Hundes besonders erbost gewesen war). Und jetzt gerade ist Theresa in der Mausehölle (denn sie ist auch schon gestorben) und liest eine wissenschaftliche Zeitschrift auf Französisch, die Thomas Brasch gewidmet ist. Allerdings kommt ihr Mittagsschlaf dazwischen. Und dabei fällt mir auf, dass das gerade die langweiligste Geschichte „ever“ ist. Ever Hever, Eyer Heyer! Schwangen!

Autorin
Theresa Heyer
Strasbourg