Zum Hauptinhalt springen
Stomatopoda

Das Thereschen

·375 Wörter·Als PDF lesen
Das Reprodukt 

Wieder und 
wieder 
wurde 
es produziert 

und 
re-produziert 

das Reprodukt

Eine verpuffte Mutter saß im Schwimmbad und schrieb verzweifelte Gedichte. Mitten im Penisjahr saß sie da, sinnierte und produzierte wieder und wieder ein Gedicht:

Der Wal 

Der Aal im Wal 
schwomm noch eine Weile 
ohne Eile. 
Doch dann 
war es zu spät. 

Thereschen, wie sie von ihrer Oma genannt wurde, dichtete fleißig weiter:

Verpopelte Fridenz 
sie wird gleichgemacht 
von den Gewissensbissen 
einer Allmacht 

Freddy Fresse 
und Hermann Hesse 
machen einen Planscher

ein 
für allemal.

Langsam ging das Thereschen unter und ward nie mehr gesehen. Nur ab und zu blubberte eine Gedichtblase aus dem Wasser, zum Beispiel diese hier:

Der Papi und die Mami 
kraulen 
der Hoppi und die Poppi 
maulen 

die 
Familie 

ist der schönste Ort 
hier 
will ich sein 
wie ein fettes rotes Schwein 
und alles zerquetschen 
die Mami verpetzen 
und die Kühe zerfetzen 

bis 
zum Gehtnichtmehr 

Ihre Gedichte wurden immer gewaltsamer. In einer Blase dichtete es:

Schräser

Grubert der Graf 
roch an 
den Schäsern 
es schtinkte 
und winkte 
aus einer Rose 
doch in Gruberts Hose 
war alles 

tot. 

Nachdem Thereschens Leichensud am Schwimmbadrand angekommen war, erreichten ihre Stimmen und Pinnen die Bäume und den Wald. Sie dichtete den Vögeln:

Elendes Pack 
Tetra und Gisela 
wie Herr von Naso 
mit der Nickelbrille 

sinnlos 
dichte ich daher 
sinnlos 
eine alle Dichtung 
seit jeher 
das ist es doch gerade 
das ist es 
oder isst es es? 
Isst es es auf, 
das dicke Dingsi? 

Dingsis bevölkern die Luft, als Thereschens Seele in den Pimmel aufsteigt. Dort blieb sie stecken. So kam sie nie ins Paradeis. Dies war Thereschens Hassgedicht:

Das Schwimmbad ist 
ein Höllenort 
ob mit Bikini oder Short
es ist zum Ver-
recken. 

Todtraurig 
ohne Unterlass
in den Ärschen 
der Gesichter 
dieser Welt. 

Resi, wie sie auch genannt wurde, wollte sich zu den Vögln setzen und mit ihnen ihre letzte Ruhe verbringen. Aber sie steckte fest. Und so ging es nicht weiter. Ein letztes Gedicht fiel ihr noch ein, bevor sie platzte. Es handelte sich wider Erwarten um ein Nasengedicht:

Der Nasenmäher 

Der Nachbar mäht die Nasen. 
Es tönt ein Geräusch. 
Es ist laut. 

Alle Nasen werden abgemäht. 
Keine bleibt übrig – 
nicht mal ein kleiner 
feiner Popel. 

So ist das 
mit der Natur.