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Stomatopoda

Frau Hölle

Eine Kindergeschichte für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren (FSK 16)

·625 Wörter·Als PDF lesen

Eine große, viereckige Frau mit runden roten Haaren schüttelt Feuer aus dem Fenster. Es ist die Frau Hölle.

„Hölle Bölle Wölle Sölle, Schock Sock Frock Nurgen Surgen Gurken!“

ist ihr Leitspruch. Sie ist insgeheim eine Dichterin, möchte das aber nicht so zeigen, deswegen ist sie Frau Hölle geworden und hilft am Fenster Feuerkissen auszuschütteln.

Die Kissen hat vorher der Teufel vollgefurzt, während seiner wochenlange Mittagsschläfe. Viele kleine Teufelshelfermännchen, auch „Würstchen“ genannt, haben dabei dem Teufel die leeren Kissenbezüge an den Hintern gedrückt. Mit feurigen Knallen furzt der Teufel nach und nach die Kissen mit Feuer voll. Sobald ein Kissen schön vollgefurzt ist, geben die Würstchen es reihum weiter bis zum Teufelskreis, wo die Kissen auf einen rustikalen, schwermütigen Zug gestapelt werden. Dieser Zug transportiert die Kissen direkt in Frau Hölles Wohnung, in den 14. Stock des Hochhaushotels „Tunichtgut“.

Dort stapeln sich so viele Feuerkissen, dass die Türen und Aufzüge des Hotels ganz vollgestopft sind davon. Frau Hölle ist ein bisschen schläfrig und nickt manchmal auf einem der bequemen, heißen, stinkenden Kissen ein, oder auf zweien oder dreien, auf die sie sich legt, sodass sie fast platzen. Dann wird Frau Hölle ganz rot und nass vor Schweiß und von den ganzen Kissen, die nachgeschoben werden, an die Wand gedrückt. Deshalb ist sie so viereckig.

Das von Frau Hölle ausgeschüttelte Feuer fällt direkt auf die Menschen, die in die Hölle gekommen sind. Zum Beispiel die, die nie auf ihre Mama gehört haben, als sie Kinder waren. Oder welche, die ganz laut schreien, wenn sie hinfallen, obwohl sie gar kein Aua haben. Oder welche, die im Supermarkt Kaugummis geklaut haben.

Die Haut dieser Menschen ist ganz verbrannt und verschrumpelt und verzogen, und sie erleiden andauernd und ständig und immerzu schlimme Schmerzen. Per Lautsprecher wird ihnen ein nie endendes Babygeschrei in sehr lauter Frequenz dauernd ausgedröhnt und der Boden, auf dem diese Menschen stehen, besteht aus sich ringelnden schwarzen Schlangen, die zischeln und ihnen grimmig in die Augen sehen. Sie bilden immer neue gruselige, grausame Stinkemuster, über die sich die Menschen alle paar Minuten erschrecken.

Auch Kinder sind in der Hölle. Das passiert manchmal. Da man sich nicht waschen kann, stinkt es unheimlich und sehr stark nach Achseln. Es gibt nichts zu essen – nie! – und auch keinen Stuhl und kein Bett. Man muss die ganze Zeit stehen. Es gibt keine Medikamente, keine Gummibärchen, keine Kuscheldecke. Nur die ganzen anderen Leute, die auch in der Hölle sind.

Im Grunde hätte das schon ausgereicht, als andauernde Qual. Aber der Teufel ist schadenfroh und setzt eben gern eins drauf. Immer, wenn er eine neue Idee hat, verwirklicht er sie.

Letztens hatte der Teufel eine Affäre mit der Frau Hölle. Ihre beider dicken heißen Gliedmaßen berührten sich dabei, erst ganz leicht, dann immer mehr, und irgendwann gingen sie ineinander über. Nicht, dass sie unsichtbar waren, aber sie steckten ineinander drin. Da sie nicht aus Metall sind, sind sie aber nicht verschmolzen. Gut, dass sie niemand gesehen hat.

Der kleine verfressene Frede aus Dänemark, der beim Schulausflug in den Zoo ins Gehege des Tigers geklettert war, obwohl die Lehrerin es ihm ausdrücklich verboten hatte (deswegen ist er jetzt in der Hölle), hat den Teufel und Frau Hölle aber ein anderes Mal bei ihrer Affäre erwischt, nämlich jetzt gerade, in diesem Moment.

Frede krabbelt und brabbelt nämlich überall drauf, rein und hin. Jetzt lacht er so laut über dieses lustige Bild, wie Frau Hölle und der Teufel ineinander stecken, dass Frau Hölle vor Schreck so rot wird, dass ihre Körpertemperatur auf über 70 Grad ansteigt. Zwangsläufig implodiert sie in einem dumpfen, schalllosen Knall. Sogar der Teufel lacht dreckig über dieses Geschehnis.

Noch halbnackt stellt er Frede sofort als neue Frau Hölle ein. Und wenn der nicht platzt, dann höllt er noch lange rum!