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Strom des Bewusstseins

oder einer Glücksbesoffenen

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Mir ist ganz bewusst, dass das Bewusstsein in einen Strom hineinfließt, zum Beispiel in den Niger oder Nil oder in die Donau in einem selbst, jetzt, nachdem ich in eine deutsche Übersetzung von Finnegane’s Wake hineingelesen habe und feststellen musste, dass man Literatur ganz anders machen kann, man kann sie zum Beispiel kacken oder sich ausverlauben oder einfach mal so erleben.

Das Erleben, wenn man gehalten wird von einem Menschen, von dem, den man liebt, und man fühlt ein Erfühlen des Innen ganz nah, und man hält sich so sehr, als gestalte man da etwas, als schaffe man einen Moment, sich selbst neu und immer wieder, und als spüre man in diesem einen Moment einmal, dass man mehr tut als nur leben, dass mit einem etwas getan wird, dass man sich schwerelos durch die Zeit bewegt, mit einem knetendem Finger im Rücken und den Mund gefüllt mit dem, von dem man getragen wird und nicht herunterfallen kann, der einen selbst so sehr hält, dass man auch beim tiefsten Fall wieder nach oben springt.

Am Bahnhof war ich mir sicher, dass ich die glücklichste Person weit und breit(er) war. Dass kein einziger dieser vielen umherirrenden und suchenden gestressten Menschen je so glücklich sein wird, wie ich es in diesem Moment erfühlt habe, ich wusste, dass ich glücklich bin, und ich war es, und ich bin es noch.

Das Glücklichste daran war, dass es niemand wusste. So müssen sich Serienmörder fühlen: die ganze Zeit denken sie bestimmt, dass niemand davon weiß und dass sie ein schreckliches Geheimnis haben, und schadenfroh beobachten sie die sorglosen Menschen, die sie blutrünstig ohne Skrupel skalpieren würden, oder schlachten. So geht es mir andersherum: ihr alle, ihr seid so unglücklich. Und ihr wisst es nichtmal. Ihr lauft mit der Nase im Handy herum und vergrämt euch die Zeit, und ihr geht irgendwo hin, und ihr seid nie zufrieden. Schadenfroh bemitleide ich euch eigentlich gar nicht, sondern ich behäme mich an meiner eigenen Lust, ich selbst sein zu können. Und ich laufe hüpfend durch die Gegend. Wie ein Känguruh.

Lustig ist es, wenn das, was man erwartet, genauso eintritt: wenn das Kind nach langem Ersehnen und Wiedersehnen zuerst nach der Spielkonsole und den Süßigkeiten verlangt, und ein schönes Gefühl, wenn etwas Plötzliches passiert, das nicht eingeplant war, zum Beispiel ein Tischtennisspiel neben der Kirche.

Die Leute, die einen draußen beim Tischtennisspielen zuschauen, sind alle neidisch. Sie würden auch gerne jetzt eine Runde spielen, und wundern sich, dass sie es nicht tun. Sie wundern sich über den braven Hund, der daneben sitzt und die Tischtennistasche bewacht, und sich in ein bellendes Beißmonster verwandelt, wenn sie ihm einen Zentimeter zu nahe treten. Es scheint, als fresse er zweijährige Kinder. Das Glockenläuten, das beschwippste Gefühl, wenn man hüpft und rennt zugleich, und den kleinen, weißen Ball leicht unter der eigenen Hand am Schläger spürt, und dieses Spüren, und man sich denkt, heute ist mein glücklichster Tag, heute geht es mir richtig gut, und ich möchte einen Comic darüber schreiben. Zeichnen. Irgendwas. Stream of consciousness.