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In der PDF-Fassung ist das stimmiger und sinniger gesetzt. Lesen Sie am besten die.

Moderatorin
Hast du etwas bestimmtes im Auge damit, einen Film oder ein Buch?

Schubert das Schaf
Bücher gibt’s mehr, als ich lesen könnte. Dazu kann ich nichts sagen. Filme, ja: ich kann keinen einzigen ausnehmen davon, so sieht’s aus.

Regisseurin (spricht zu Schubert)
Das stimmt fast. (Blickt auf zur Moderatorin) Leider.

Die Regisseurin wendet den Blick zum Publikum, schaut in die Reihen, ohne etwas zu sagen. Sieben Besucher/innen richten sich in ihren Kinosesseln auf. Fünf Sekunden lang wird nichts gesagt. Die Moderatorin schaut von ihren Karteikarten auf und beugt sich 19 Zentimeter vor. Sie blickt an Schubert dem Schaf vorbei, der unbeweglich auf das Mikrofon in seinem rechten Huf schaut, und wendet sich an die Regisseurin:

Moderatorin
Fast?

Regisseurin (zum Saal gewandt)
Coherence von James Ward Byrkit & Nic Sadler nehme ich aus.

Schubert das Schaf
Zu Unrecht. Byrkit drückt sich um alle physikalischen Schwierigkeiten des Multiverse.

Die Regisseurin zuckt leicht mit der rechten Schulter und senkt den Blick auf ihr linkes Knie. Sie schweigt drei Sekunden, während alle außer Schubert dem Schaf sie ansehen, dann erklärt sie ihrem Knie:

Regisseurin
Byrkit inszeniert ein Kammerspiel, das die Welt und ihre Physik als Rahmenbedingungen voraussetzt. Er muss nicht alles erklären, bloß weil er es benutzt.

Schubert das Schaf
Die Physik wird missachtet: der Energieerhaltungssatz, die kausale Geschlossenheit, die Unumkehrbarkeit zeitlicher Verläufe. Das kann ich als Kulisse behandeln, wo es nicht die Handlung beeinflusst. Ich muss es thematisieren, wenn ohne Physik eine Geistergeschichte daraus würde. Byrkits Drehbuch braucht die Konfrontation mit der Physik, aber er konfrontiert sie nicht.

Moderatorin
Das klingt zumindest nicht nach – ich zitiere dich hier, Schubert – nach »Kot« und »Flachwitz«.

Schubert das Schaf schnaubt. Die Regisseurin beugt schmunzelnd den Kopf nach links unten. Kichern im Publikum. Eine Stimme ertönt im Saal, sehr tief und laut.

Stimme aus dem Saal
Köttel!

Gelächter aus etwa zwei Dutzend Besucher/innen begleitet das stumme Grinsen der Regisseurin. Sie und die Moderatorin blicken in Richtung der Stimme. Schubert das Schaf blickt auf sein Mikrofon. Er nickt zweimal mit dem Kopf, seine Miene ist neutral. Ins verebbende Kiechern des Plenums ruft eine Stimme in mittlerer Höhe mit schottischem Akzent:

Mittlere Stimme aus dem Saal
Primer vielleicht!

Schubert das Schaf und die Regisseurin schauen ins Publikum. Die Moderatorin richtet sich auf und rutscht im Aufrichten ihren Hintern noch näher an die Vorderkante des Stuhls. Sie streckt die freie Hand zu den Scheinwerfern zu ihrer linken und versucht, im Saal die Quelle der Stimme ausfindig zu machen.

Moderatorin
Ja, bitte? Du hast ein Beispiel für einen Multiverse-Film, der kein (richtet den Blick über die linke Schulter zu Schubert dem Schaf) – wie war das Wort, Schubert – denkfaules …

Tiefe Stimme aus dem Saal
Köttel!

Gelächter aus etwa drei Dutzend Besucher/innen begleitet das noch immer stumme Grinsen der Regisseurin. Schubert das Schaf schürzt seine Lippen und presst sie anschließend zusammen, so dass sie feucht glänzen. Seine rechte Augenbraue ist leicht erhöht, ansonsten bleibt seine Miene neutral. In die letzten Gluckser im Saal ruft die Stimme in mittlerer Höhe mit schottischem Akzent erneut:

Mittlere Stimme aus dem Saal
Der Film ›Primer‹ von Shane Carruth ist vielleicht ein gelungenes Beispiel für ein Multiversum.

Schubert das Schaf
Nicht für eine Multiverse-Geschichte. Er inszeniert Zeitreisen, nicht parallele Universen. Danke trotzdem.

Moderatorin
Ja, danke. Das bringt mich auch zur allgemeinen Aufforderung ans Plenum: haben sie weitere Fragen an Schubert und Irene?

Schubert das Schaf
Holen Sie sich nachher einen Riegel am Merchandise. (Er richtet sich auf, sitzt ganz aufrecht. Die Regisseurin wendet Kopf & Blick über die rechte Schulter zu Schubert dem Schaf. Ebenso die Moderatorin, wenngleich über ihre linke Schulter.) Wer Shane Carruth schätzt, gehört definitiv zur Zielgruppe von:

Schubert das Schaf greift in seine linke Hosentasche und zieht einen Riegel Chräsa heraus. Er ist verbogen, das Papier ist knittrig. Schubert das Schaf hält den Riegel knapp über Kopfhöhe vertikal ins Licht der Scheinwerfer.

Schubert das Schaf
Chräsa.